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International anerkannt: der German Mittelstand



Was hat der FC Bayern München und der deutsche Mittelstand gemeinsam? Für die englische Zeitung Newsweek viel. Denn nach dem Motto "spot a problem - analyse it - solve it" würde nicht nur der Fußballklub regelmäßig deutscher Meister werden und acht seiner Spieler gar im letzten Sommer Weltmeister, sondern viele deutsche mittelständischen Unternehmen Weltmarktführer ("Exportweltmeister") und Vorbild für ihre internationalen Wettbewerber.

Während andere Probleme als unlösbaren Barrieren sehen, analysieren und verstehen der FC Bayern sowie der deutsche Mittelstand seine Herausforderungen, um sie dann mit pragmatischen Lösungen zu überwinden. Deshalb hängt laut Newsweek die englische Industrie immer noch "nostalgisch" an ihren tradierten Produktionsmethoden, während Deutschland vor allem dank seines "German Mittelstands" den Weg zu Serviceunternehmen gefunden hätte (siehe Newsweek 17. Juli 2014).

Doch warum spricht die englische Newsweek vom "German Mittelstand? Hat England keinen eigenen Begriff für seine mittelständische Unternehmen? Natürlich gibt es internationale Bezeichnungen für jene Unternehmen, die wir in Deutschland als mittelständisch bezeichnen. In England heißen sie "small medium sized enterprises (SME)", in Frankreich "petites et moyennes entreprises (PME)" und in Spanien "pequeñas y medianas empresas (ebenfalls kurz PME)". Mit anderen Worten: In all diesen Ländern charakterisiert man die mittelständischen Unternehmen ausschließlich nach ihrer Größe als "klein bis mittelgroß". Zwar kennen auch wir die Bezeichnung "KMU" für kleine und mittlere Unternehmen, doch sprechen wir noch lieber vom Mittelstand als die wirtschaftliche "Gesamtheit der kleinen und mittleren Unternehmen sowie der Selbstständigen" (Quelle: Duden). Selbst das englische Oxford Dictionaries definiert den aus dem Deutschen übernommenen Begriff Mittelstand als "The medium-sized companies in a country, viewed as an economic unit; there is a growing political consensuson the need to improve the flow of finance to the Mittelstand". Der besondere Charme des "Mittelstands" liegt somit nicht nur in der Unternehmensgröße, sondern auch in der häufigen Gesellschafterstruktur als Familienunternehmen bzw. Selbständigkeit, also dem was man englischsprachig eher als "entrepreneural" bezeichnet.

Zurück zur internationalen Aufmerksamkeit für den "German Mittelstand". Nicht nur die englische Zeitung Newsweek schreibt über den "German Mittelstand". Ob im englischen Economist, The Guardian und der Financial Times, dem französischen L'Express, Le Figaro und Le Monde, der nationalen spanischen Tageszeitung El Pais, ob Bloomberg oder Harvard Business Review, sie alle verwenden seit mehreren Jahren den deutschen Begriff des "Mittelstands".

Diese renommierten Meinungsmacher sehen bewundernd auf Deutschland und seine mittelständischen Unternehmen: Die französische Le Monde schreibt beispielsweise in einem Beitrag vom 7. Oktober 2013 von der fehlenden Unternehmenskultur vieler französischer Unternehmen, um mit dem "ecosystem" (also dem Beziehungsgepflecht von Unternehmen mit ihren Gesellschaftern, Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten, Politik etc.) des deutschen Mittelstands mithalten zu können. Die Zeitung stellt zudem fest, daß Frankreich zwar ebenso viel Kleinstunternehmen wie der rechtsrheinische Nachbar hat, doch nur ca. 4.600 Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 50 Mio. und 1,5 Mrd. Euro. Deutschland verfügt hier mit 12.500 Firmen auf fast dreimal soviel Leistungsträger.

Im letzten Jahr schrieb die gleiche Zeitung dann, dass sich Frankreich gar von dem deutschen Mittelstand inspirieren lassen müsste ("La France doit s’inspirer du projet allemand"). Es wären gerade die deutschen mittelständischen Unternehmen, die mit Aktivitäten unter dem Motto "Industrie 4.0" die Fabriken der Zukunft ("usine du futur") schaffen würden. Deutsche mittelständischen Unternehmen würden ihre weltweite Führungsrolle durch ihre Kundenorientierung unter gleichzeitiger Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette immer wieder erneuern. Positiv erwähnt die Zeitung auch das Zusammenspiel zwischen den Unternehmen und der deutschen Politik, wie beispielsweise im Rahmen des Koalitionvertrages vom 17. Dezember 2013 und der daran enthaltenen Initiative für eine nicht nur technische, sondern auch soziale Industrie 4.0.

Die englische Financial Times ist derart von "Germany's famed Mittelstand" begeistert (siehe "UK business seeks to learn from Germany" in FT vom 27. Juni 2013), dass man nicht nur von deutschen Unternehmen lernen, sondern diese am besten gleich aufkaufen sollte. Wenn das denn so einfach wäre - bei vorwiegend familiengeführten Unternehmen!

Im Februar 2013 erschien in Harvard Business Review der Artikel von Karan Girotra and Serguei Netessine über "Extreme Focus and the Success of Germany’s Mittelstand". Schön beschreiben die Autoren, dass sich gerade die sonst immer so hoch gelobten US-amerikanischen Unternehmen wie P&G, GE oder Microsoft in viel zu viel unterschiedliche Geschäftsfelder begeben hätten, was eine erhöhte Komplexität und Ineffizienz hervor rufen würden. Ganz anders der deutsche Mittelstand: Dieser wäre meist hoch fokussiert und effizient. Sie wüssten genau, wie man eine Sache richtig macht.

Der "German Mittelstand" genießt also eine hohe internationale Anerkennung - vielleicht sogar mehr als im eigenen Land! Fast neidisch schauen ausländische Meinungsmacher nicht nur auf die Leistungen des FC Bayern, sondern auch auf den gesunden, innovativen und effizienten deutschen Mittelstand. Die Unternehmer dieser mittelständischen Firmen (die "German Kaufmänner") werden als führungsstark und werteorientiert beschrieben, wobei die Werte ein Zusammenspiel von nachhaltiger Rentabilität und Liquidität bei gleichzeitiger Kunden-, Mitarbeiter-, Umwelt- sowie Ökologie-Orientierung darstellen. Vor allem aber leben diese Unternehmer das Motto "spot a problem - analyse it - solve it".


Dieser Artikel erschien ursprünglich im PT Magazin des Großen Preises des Mittelstands.

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