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Frugale Innovation – Keep it Simple!



In der Managementlehre ist es schon lange üblich, vermeintlich neue, aber in Wahrheit längst bekannte Ansätze und Methoden mit neuen Namen zu vermarkten. Aktuelles Beispiel ist der Ansatz der „frugalen Innovation“.

Aufmerksamkeit erregte hierzu erstmals im April 2010 ein Artikel der englischen Zeitung „The Economist“ mit Verweis auf den aus Asien (v.a. Indien) stammenden Trend der frugalen Innovation. Frugal (lateinisch „frugalis“) bedeutet dabei so viel wie einfach, sparsam oder nutzbar und wird deshalb gerne als „low-cost“ Innovation tituliert.

Konzentration auf absolut notwendige Funktionen

Kernbotschaft ist dabei, Produkte derart zu vereinfachen, dass sie auch für preissensiblere Käufergruppen bezahlbar sind. Die Konzentration auf absolut notwendige Funktionen (Simplifikation) und die Verwendung bereits existierender und zugekaufter Komponenten hilft dann, schlanke und kostengünstige Lösungen für diese Käufergruppen zu entwickeln. Beispiele für frugale Innovationen sind laut dem The Economist der sog. „Nano“, ein PKW für 2.200 US-Dollar von Tata Motors, oder der 70 US-Dollar Kleinkühlschrank von Godrej & Boyce Manufacturing.

Doch was ist wirklich neu an diesem Innovationsansatz? Neu ist nicht die Erkenntnis, dass Innovationen nicht nur disruptiv, also bahnbrechend sein müssen. Schon lange gelten auch Verbesserungen (sog. inkrementelle Innovationen) als Innovationen, so lange sie einen neuartigen Nutzen für die Käufer und Anwender bieten. Neu ist auch nicht, dass Verbesserungen aus einer Reduktion oder Vereinfachung entstehen können. Beispiele wie IKEA’s Billy Regal von 1978 oder sogar Henry Ford’s Modell T von 1908 (sog. Tin Lizzie) halfen ihren Erfindern, neue Kundengruppen zu erschließen. Apple’s gesamtes Sortiment unterliegt dem Grundgedanken einer einfachen Nutzeroberfläche nach dem Motto „Keep it simple“.

Bedürfnisse der preissensibleren Käufergruppen

Wichtig und teilweise neu ist an dem frugalen Innovationsansatz jedoch der Ausgangspunkt, sich zuerst an den Bedürfnissen der preissensibleren Käufergruppen zu orientieren. Schon der Erfinder des Begriffs der disruptiven Innovation, der Harvard Professor Clayton Christensen, kritisierte etablierte Anbieter, sich vorwiegend an den Bedürfnissen der anspruchsvolleren (premium) Kunden auszurichten und dabei die Bedürfnisse der „low-end“ Konsumenten zu vernachlässigen. Das dadurch entstandene Marktvakuum öffnet neuen Wettbewerbern nicht nur die Tür zu diesen „low-end“ Kundengruppen, sondern auch zu bisherigen Nicht-Kunden.

Und die Erkenntnis? Hinter vielen „Modetrends“ der Managementlehre steckt auch ein größeres Stück Wahrheit, nur benötigt es nicht immer diesen Hype um diese Trends. Vielmehr gilt es, mittels gesundem Menschenverstand die unterschiedlichen Managementansätze kritisch zu hinterfragen und die positiven Kernelemente für individuelle (Projekt-) Situationen anzuwenden. In diesem Sinne zeigt der Ansatz der frugalen Innovation, dass Innovationen auch aus der Reduktion und Vereinfachung resultieren können. Zudem bieten die Bedürfnisse preissensiblerer Kundengruppen eine weitere Basis für Innovationen.

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